Felix (geb. 05/2012, männlich, kastriert)

Stand: 06.08.2023

 

Felix

 Menschen zerstörten sein Leben

 Eine lange Geschichte

 

Der Name Felix verbindet sich mit der Bedeutung „der Glückliche“. Das lateinische Wort Felix wird übersetzt mit „vom Glück begünstigt“. Ein großer Name für einen kleinen Hund mit 4,5 kg Gewicht. Den Namen erhielt der heute ca. 11 Jahre alte Rüde von seinen Vorbesitzern, die ihn als niedlichen Welpen aufnahmen.

 

Die Welpenzeit war jedoch alles andere als glücklich und unglücklicherweise auch lange negativ prägend für den armen Kerl. Er lernte seiner, wie auch immer verursachten Angst vor der Familie, mit Schnappen zu begegnen, sodass man ihn zur Einschläferung zum Tierarzt brachte. Dieser konnte den bildhübschen verängstigten jungen Rüden jedoch nicht einschläfern und bat eine Tierschützerin ihn aufzunehmen. So kam Felix in die große Tierstation, wo er unter oder eher neben vielen anderen heimatlosen Tieren unauffällig lebte. Futter war ihm dabei wichtiger als Hundekontakte. Sein Misstrauen gegenüber Zweibeinern blieb über Jahre, bis eines Morgens die Stationsleiterin unerwartet neben Felix aufwachte. Er hatte sich zu ihr ins Bett neben anderen Hunden gelegt und ab diesem Zeitpunkt war es in Ordnung für Felix, wenn sie ihn anfasste.

 

Felix veränderte sich zusehends auch mit anderen Hunden,
zu denen er aktiv nie einen Kontakt aufnahm. Lag jedoch ein Hund nach einer Operation im Haus, so lag Felix neben diesem, um ihm fortwährend das Gesicht zu lecken. Seine Geschichte ließe sich rührend fortsetzen und doch gab es das Hindernis, ihn für eine Vermittlung vorzustellen.  Alles, was ihm Angst machte, verursachte sein bekanntes früheres Verhalten, das von Grausamkeiten geprägt war. Er war alles andere als ein Hund, zu dem der Name Felix passte. Felix hatte Panik davor, dass Menschen ihm wieder Leid zufügen würden und zeigte sich dementsprechend abwehrend.

 

Die wenigen glücklichen Momente waren für Felix die Fütterungen, ein freies Hundelager zur Nacht und die Ankunft von Spendenlieferungen aus Deutschland. Er wusste, dass sich gute Dinge in den Bananenkisten befanden. Er wollte es nicht verpassen, davon etwas zu bekommen. Also legte er sich zu den Kisten oder in mitgelieferte Hundebetten und Hundeboxen. Alles Neue trug zu seiner Freude bei. Seine Fortschritte in Sachen Vertrauen ermutigten uns, ihn heraus zu holen aus seiner Umgebung, um zu sehen, ob Felix noch vermittelbar wäre an ganz besondere Menschen.

 

Dann passierte das Unerwartete: Felix erblindete Anfang 2023. Es schien das Aus für alle positiven Gedanken an ein schöneres Leben für ihn und machte Sorge, wie Felix nun in der Station blind zurechtkommen würde.

 

Probeweise wurde Felix mit nach Athen in eine Stadtwohnung genommen, in der noch ein Tierschutzhund dauerhaft lebt. Man wollte sehen, wie Felix in normalen Lebensbedingungen zurechtkommen würde. Würde Felix sich neu eingewöhnen können, würde er stubenrein sein können, könnte er lernen an der Leine zu gehen ohne Panik und Abwehrgebärden?

 

Mit Erstaunen durfte man feststellen,

 

  • dass Felix die Tierstation und ihre Leiterin nicht zu vermissen schien,
  • dass Felix in einer fremden Wohnung stubenrein war bei festen zeitlichen Strukturen,
  • dass Felix entspannter war in einer ruhigen Umgebung,
  • dass Felix seinen Futter- und Wassernapf alleine fand,
  • dass er in seinem Hundekörbchen wohlig schlief und
  • dass er allein sein konnte, ohne etwas zu vermissen.
  •  

Als Felix blind wurde, war er gestresster als zuvor. Es schien, dass er Angst hatte, dass ihm etwas fehlen würde, dass er vergessen ginge und er verloren sei. Eine tägliche Routine, wie er sie für drei Tage kennenlernen durfte, gab ihm Halt und Zufriedenheit zurück. Felix sucht nun Anschluss, wenn er am Wochenende die Stimme der Frau hört, die ihn zu sich nahm, um heraus zu finden, wie man Felix noch helfen kann und ob es möglich ist, ihm ein lebenswertes, vielleicht sogar glückliches Leben zu ermöglichen. Wenn sie kommt, ist er außer sich vor Freude. Er bellt, bis sie ihm etwas Zeit und eine Streicheleinheit gewährt.  Leckerlies dazu machen ihn überglücklich.

 

Mitte bis Ende Juli war die Station von verheerenden Bränden bedroht. Felix und alle Tiere dort haben Gluthitze bis 46 Grad Celsius und Flammen bis an die Tore der Tierstation überstanden. Wir wissen nun, Felix könnte in einem Zuhause glücklich werden nach allem, was man über ihn jetzt weiß.

 

Natürlich wird sich so mancher Tierfreund, der das alles gelesen hat, fragen, warum um alles in der Welt der arme Kerl nicht bei der Frau in Athen, wo er so zufrieden und angepasst lebte, bleiben darf? In einer kleinen Stadtwohnung ist es nicht erlaubt, mehr als einen Hund zu halten und der kleine Extraplatz für kurze Zeit muss Notfällen vorbehalten bleiben. Hätte man Felix länger dort gelassen, hätte es Probleme mit dem Vermieter gegeben und man hätte Felix das Herz gebrochen, eines Tages wieder ausziehen zu müssen. Es war eine Probezeit, die ihm nun zugutekommen kann, wenn sein Name ihm noch die Ehre erweist und er „der Glückliche“ werden sollte.  

 

Wir wissen um seine bisher verborgenen Charakterzüge, mit denen wir Felix umsichtig noch vermitteln können an ausgewählte Menschen, die sich einer vielleicht großen Geduldsaufgabe stellen möchten. Mitleid allein genügt nicht. Vor allem aber wissen wir, dass wir Felix nicht unglücklicher machen, wenn wir ihn aus seiner langjährigen Umgebung nehmen. Die Grundfrage bei jeder Tiervermittlung: es soll zum Wohle eines Tieres und zur Freude der neuen Tierbesitzer sein. Wir wissen damit, dass Felix in der Tierstation keine untrennbaren Wurzeln geschlagen hat. Er hat diese Jahre benötigt, bis er Vertrauen fassen konnte und das als nun älterer erblindeter Hund.

 

Was Felix braucht: ruhige, erfahrene Menschen mit Geduld, Routine im Tagesablauf mit Gassigängen, damit er stubenrein sein kann. Er findet selbst, was er sonst noch braucht. Sein Futter, seinen Wassernapf und sein Hundebett. Damit ist die Welt für ihn schon in Ordnung. Wenn dann noch ein Mensch seines Vertrauens hinzukommen dürfte, so wäre Felix tatsächlich ein glücklicher Hund nach einem bis dato unglücklich verlaufenen Leben.

 

Es ist bekannt, wie wichtig die Kindheit für Menschen ist, welche Weichen hier gestellt werden. Ein ähnliches Programm gilt für Welpen. Misshandelt man sie und lässt sie leiden und seelisch verhungern, bauen sich bei manchen Abwehrmechanismen zum Überleben auf. Zeigt dann ein Tier die Zähne, wird es schnell abgeschoben und als schwierig abgestempelt. Kein Einzelbeispiel, wie viele Tierheime zu berichten wissen.

 

Nicht allen Tieren kann man das nötige Vertrauen in Zweibeiner zurückgeben. Felix hat es vorsichtig geschafft, indem er die ersten Schritte selbst auf Menschen zu machte. Mit seiner Blindheit ist für ihn eine größere Abhängigkeit von Menschen spürbar geworden und Felix scheint begriffen zu haben, dass es Menschen gibt, die Vertrauen verdienen und nicht missbrauchen.

 

Mit dieser langen Geschichte hoffen wir, dass sich noch ein spätes Zuhause für Felix findet.

 

Für Glück ist es bekanntlich nie zu spät.

 

Felix_20230719.mp4
MP3-Audiodatei [12.8 MB]