Odysseus –  sterbender Hund  in den Bergen
 

Es war ein Samstag am 10. April, als die Tierstation einen Anruf erhielt. Ein sterbender Hund läge am Straßenrand, wo er nicht liegen bleiben könne nach Angaben von Spaziergängern. Er müsse abgeholt und eingeschläfert werden, wobei man davon ausging, dass der Hund bereits im Sterben läge.

Die Stationsleiterin fuhr sofort los und holte den abgemagerten, im Sterben liegenden Rüden ab. Da alle Tierarztpraxen bereits geschlossen waren, nahm sie den Rüden zu sich in die Tierstation. Obwohl man im Tierschutz mit verletzten und verwahrlosten Tieren so ziemlich alle Bilder kennt, war doch der Anblick dieses Rüden erschütternd. Man versorgte ihn mit Flüssigkeit, Futter, Notfallmedikamenten und brachte ihn in einen ruhigen Zwinger mit Körbchen und Decke, wo er bald anfing den Kopf zu heben und aufstehen zu wollen, was nicht einfach für ihn war, da seine Muskulatur atrophiert war und er zu schwach war, um auf die Beine zu kommen, dachte man.

 

Der ca. 10 Jahre alte Rüde, der drei Tage später vom Tierarzt den großen Namen Odysseus bekam, zeigte sich den Menschen sehr zugetan mit Blicken und leichtem Wedeln. Er nahm immer wieder all seine Kräfte zusammen, um seinen Korb zu verlassen und seine Geschäfte draußen machen zu wollen. Unglaublich, aber wahr, Odysseus nahm alles auf sich, um sein Lager sauber zu halten. Wo mag er wohl gelebt haben, wer mag ihn so herunterkommen haben lassen, wer brachte es fertig, dieses Tier an den Straßenrand zum Sterben zu legen?

 

Die Videos zeigen, wie wackelig Odysseus die Schritte machte, um seinen Platz sauber zu halten.  Kotabsatz gab es erst einmal keinen, denn er hatte lange nichts mehr zu fressen bekommen. Einen Hund so sich auf die Beine kämpfend zu sehen, brach schier jedem das Herz. Odysseus der Kämpfer in der Bedeutung des großen Namens, den er trug. Seine Blicke aus dem Körbchen zeigten Liebe und Dankbarkeit, aber auch Würde und Stolz. Ein besonderer Charakter, den „seine Menschen“, die ihn diesem Schicksal überließen, nicht gehabt haben konnten, sonst hätte man alles für ein erkranktes Tier getan, um es nicht in diese schreckliche tödliche Lage kommen zu lassen. Odysseus wäre es wert gewesen und ein Vorbild dazu.

 

Die Bluttests in der kommenden Woche zeigten, was alles behandlungsbedürftig war: Zeckeninfektionen, Leishmaniose, Anämie, schlechte Leberwerte und Arthrose u.v.m. Ob er es schaffen könnte, war anfangs nicht klar, weshalb wir auch nicht über ihn berichteten.

 

Dank der ehemaligen Patinnen und Paten von Paris, die ihre Patenschaft sofort auf Odysseus bereit waren zu übertragen, konnten umfangreiche Untersuchungen gemacht und teure Medikamente in Einsatz gebracht werden. Odysseus sollte die Chance auf sein Leben erhalten, da er durch die Hölle gegangen war und wie selbstverständlich um sein Leben kämpfte.

 

Odysseus Apr 22-1 (1).mp4
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Odysseus Apr 22-2.mp4
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Odysseus Apr 22-3.mp4
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Odysseus Apr 22-5.mp4
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