Erato (geb. 7/2020, weiblich, kastriert)
Stand: 05.02.2022
Erato – wartete vor dem Friedhof
Eher zufällig wurde Erato, eine noch junge Hündin von ca. 1,5 Jahren gefunden, als eine private Tierschützerin auf der Autofahrt durch Markopoulou an einem Friedhof vorbei fuhr und die Hündin auf der Straße liegen sah. Sie ging zunächst von einem Unfall aus, was sich aber schnell als falsch erwies. Erato schien jemandem nachzutrauern. Der Ort lässt darauf schließen, was passiert sein könnte… Weitere Auskünfte zu Erato konnte niemand geben.
So konnte man Erato nicht zurück lassen. Sie wurde aufgenommen und lebt nun in der privaten Tierstation in den Bergen, die wir mit unterstützen, mit vielen anderen Hunden zusammen. Erato wurde kastriert und geimpft, wie alle Neuankömmlinge. Ihr rechtes Vorderbein, an dem die Pfote fehlt, wurde tierärztlich untersucht. Da die weichen Ballen des Fußes vorhanden sind, aber das Knochengerüst des Fußes fehlt, geht der Tierarzt davon aus, dass Erato so geboren wurde. Es ist für uns mit Easy aktuell die zweite Hündin, bei der diese genetische Fehlbildung vorliegt, was der Lebensqualität der Hunde keinen Abbruch tut. Sie kennen es nicht anders und können damit auch fröhlich leben. Sie haben keine Schmerzen und können rennen und springen. Natürlich wird ihre Ausdauer nicht die gleiche sein, wie bei Hunden, die auf vier Pfoten stundenlange Gassigänge oder Bergwanderungen machen können. Vielleicht sind sie aber auch sportlicher als manche kurzbeinige Rasse mit angeborener Luftnot oder ein leider zu gut gefütterter Hund, der wegen belastender Pfunde schnell kurzatmig wird.
Wie Erato ohne die rechte Pfote laufen und springen kann, werden wir in Videos noch belegen, sobald jemand in die weit entfernte Tierstation fahren kann, um mehr Bildmaterial für Eratos Vorstellung zu beschaffen. Wir möchten jedoch keine unnötige Wartezeit für Erato damit vorüber ziehen lassen und sie bereits zur Vorstellung bringen, zumal die sog. behinderten Hunde es deutlich schwerer haben, jemanden zu berühren.
Erato wird uns als ganz besondere Hündin vorgestellt. Sie ist ca. 1,5 Jahre alt, inzwischen kastriert und doppelt geimpft, wiegt ca. 22-24 kg bei einer Schulterhöhe von 55 cm. Was Erato auszeichnet, ist ihr Charakter. Sie wird uns als anhängliche, ruhige und sehr freundliche Hündin beschrieben. Als sie beim Tierarzt zur Kastration gelassen wurde, wimmerte Erato ihrer neuen Bezugsperson erbärmlich nach, obwohl sie erst kurz aufgenommen war. Die Angst, wieder verlassen zu sein, wurde deutlich, was uns wieder an den Gedanken zurück bringt, warum Erato vor dem Friedhof lag.
Wer auch immer Eratos Frauchen/Herrchen war(en), denen sie nachtrauerte und was mit ihnen geschehen sein mag, es zeigt, dass diese Hündin eine enge Gemeinschaft mit Menschen hatte und wieder sucht.
Unsere Suche für Erato richtet sich auf ganz besondere Menschen, die sich nicht fürchten, eventuell auf eine fehlende Pfote und ein Humpeln ihres Hundes von Mitmenschen mit Schmerz verzerrtem Gesicht angesprochen zu werden, die sich mit den Gegebenheiten im Zusammenleben mit einem sogenannten behinderten Hund vorher gründlich auseinandergesetzt haben und dazu stehen wollen. Es wird sich wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen gestalten. Aber mit Glück wird sie sich finden und dieses Glück wünschen wir Erato.
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Easy (Glücklich vermittelt 2022)
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Handicap? Na und!
Unsere Erfahrungen mit einem "Dreipfoter" möchten wir gerne teilen, um die Hemmschwelle, ein (anscheinend) gehandicaptes Tier zu sich zu holen, zu senken.
Easy, unserem Hund mit drei Pfoten, sind wir zum ersten Mal eher zufällig begegnet. Easy „wartete“ bei ihrer
Vermittlerin auf einen Platz, als mein Partner mit seiner Mutter dort war.
Wir überlegten schon länger, einen Hund aus Griechenland zu uns zu holen, dachten aber eher an einen größeren und
etwas älteren. Es war mehr ein Traum, der möglicherweise in weiter Ferne einmal Realität würde.
Dass es Hunde mit fehlender Pfote gibt, wussten wir bis dahin nicht, eher kannten wir
„Dreibeiner“.
Easy hat sich so selbstverständlich, charmant und gut gelaunt präsentiert, dass wir uns erst mal keine Gedanken über die fehlende Pfote machten. Höchstens vielleicht, wie das denn gesundheitlich mit der Überbelastung des pfotenbestückten Vorderbeins aussähe, oder ob es Probleme mit Rücken oder Hüfte gäbe - wenn nicht jetzt mit eineinhalb Jahren, dann eben im Alter. Diese Frage erübrigte sich nach einigen Überlegungen, denn wir kennen viele Hunde, die auch mit allen vier Pfoten mit der Zeit Gelenk- oder Hüftprobleme bekommen. Hier also war für uns die Entscheidung einerlei: Wenn wir einen Hund zu und nehmen, dann tragen wir Sorge und Verantwortung für dessen Gesundheit, was auch immer das (Hunde-)Leben so mit sich bringt.
Der nächste Gedanke war, wie wohl das Umfeld auf einen behinderten Hund reagieren würde. Würden wir uns Kommentare
anhören müssen? Würde uns jeder auf der Straße auf die fehlende Pfote ansprechen? Dieser Gedanke war uns etwas unangenehm, wir wollten einfach "in Ruhe" spazieren gehen. Letztendlich ließen sich
diese Fragen erst beantworten, wenn der Hund bei uns sein würde, alles andere waren unsere Fantasien.
Dann überlegten wir, dass wir ja keine längeren Wanderungen mehr machen könnten, schon gar nicht in den Bergen, wo
es unwegsam wird. Bis wir im Internet auf eine Unmenge von Hundekörben, -rucksäcken, -anhängern und -„kinderwagen“ stießen, die für dieses Problem Lösungen anbot.
Und, ehrlich gesagt, hatte uns Easy so in den Bann gezogen, meinen Partner "live", mich dann von seinen Berichten
und den Bildern und den Videos der Tierfreunde Athen, dass es um uns geschehen war. Also holten wir Easy nach ausführlichen Gesprächen mit den beiden Vermittlerinnen ab.
Was wir nicht ahnten: Kaum waren wir bei uns mit dem Hund unterwegs, begann augenblicklich ein Fanclub "Easy" zu
entstehen und mit rasender Geschwindigkeit
zu wachsen. Fast jedem, den wir treffen, schmilzt sofort das Herz, wenn Easy daher kommt. Drei oder vier Pfoten
hin oder her. Es ist das Wesen, was dieser Hund ausstrahlt, die verschmitzte, lebensfreudige Art, die sofort ansteckt. Manche Leute bemerken die fehlende Pfote erst nach genauerem Hinschauen. Anderen
fällt sie sofort auf. Alle möchten wissen, was passiert ist. Wenn wir dann sagen, dass die Pfote seit Geburt fehlt, sind die meisten sichtlich erleichtert. Viele können sich aber nicht vorstellen,
dass der Hund damit zurecht kommt, aber inzwischen haben wir unsere Standard-Sätze, und es macht uns nichts aus, allen Leuten zu erklären, dass Easy auch mit nur drei Pfoten unbeschwert und geschickt
vorwärts kommt. Sie ist nun wohl im ganzen Umkreis bekannt als der herzige, dreipfotige
Hund.
Wir haben nicht den Eindruck, dass Easy „weiß“, dass ihr eine Pfote fehlt. Es ist für sie normal, sie kennt nichts
anderes. Nur in unseren Köpfen haben wir uns zurecht gemalt, dass so etwas nicht geht. Easy ist ein wunderbarer Anlass, sich von solchen Überzeugungen zu verabschieden und dem Leben ein Stückchen
offener zu begegnen. Wir staunen immer wieder, wie schnell Easy rennen und Haken schlagen kann, wie geschickt sie springt und klettert, und wie praktisch sie ihr „Stöckchen“ ohne Pfote einzusetzen
weiß. Ihr hat niemand gesagt, dass sie „unvollständig“ ist, sie strahlt eine ganz normale Selbstverständlichkeit ihrer Existenz aus. Und das bereichert uns sehr.